Interview über eine Nahtoderfahrung

Hallo Jacqueline,

Ich danke dir sehr, dass du mit mir über deine Nahtoderfahrung sprichst und uns an deinem Erlebnis teilhaben lässt.

Wie alt warst du bei deiner Nahtoderfahrung? 

30 Jahre

Hast du dich vorher schon mit dem Thema beschäftigt? 

Nein

Wie ist es zu dieser Erfahrung gekommen, wie waren die äusserlichen Umstände? 

Es war bei der Geburt meines ersten Kindes. Die Ärzte haben vergessen die Schultern des ungeborenen Babys vorher auszumessen. Bei der Geburt nach rund 17 Stunden in den Wehen, war das Baby bereits so tief nach unten gerutscht und dort stecken geblieben, dass ein Notkaiserschnitt nicht mehr in Frage kam. Das Baby musste dann sehr schnell und mit allen verfügbaren Mitteln (Zange), regelrecht aus mir herausgerissen werden. Dabei ist meine Gebärmutter, Damm und noch andere Körperteile gerissen und ich wäre um ein Haar verblutet. Ich bekam noch mit, als sie mir das Baby auf die Brust legten, ich mit meinem Mann weinte vor Freude und mit ihm den Namen für das Baby gerade noch auswählen konnte, da wir im Vorfeld das Geschlecht des Babys nicht wissen wollten und 2 Jungen Namen zur Auswahl standen. Dann wurde es schwarz um mich herum. Im Nachhinein erfuhr ich, dass ein Notärzteteam von fast 20 Leuten um mein Leben gekämpft haben. Meinem Mann mussten sie schnell das Neugeborene in die Hand drückten und setzen ihn auf einen Stuhl im selben Raum.

Wie hast du es innerlich wahrgenommen? 

Ich wurde leicht und leichter und eine Euphorie der Glückseligkeit überkam mich immer mehr und mehr

Hast du eine Ablösung oder ein austreten aus dem Körper wahrgenommen? 

Ja, ich sah den OP Saal von oben und alle um mich herumrennen und wild hantieren. Ich sah mich da liegen und mein Mann auf dem Stuhl mit unserem Baby im Arm. Ich fühlte mich schwebend wie aus der Perspektive von einem Heissluftballon heraus.

Hattest du in diesem Moment Angst oder Schmerzen? 

Überhaupt nicht, im Gegenteil, ich fand es unbeschreiblich schön.

Wie hast du dich gefühlt? 

Als würden mich diese Szenen, die ich da sah und mein daliegender Körper überhaupt nichts angehen, ich war stiller Beobachter sozusagen und fühlte mich frei.

Hast du das besagte Licht gesehen oder hast du es anders erlebt? Was hast du wahrgenommen?

Das Licht war auch bei mir sehr stark wahrnehmbar und wie ein Sog der einem anzieht. Ich konnte nicht anders als einfach darauf zu zugehen. Es war eine Art Tunnel durch den ich hindurch glitt hin zum Licht, wie ein Magnet der einem anzog.

Hattest du einen Lebensrückblickt? 

Im sogenannten Tunnel drehte es sich leicht und ich sah überall Bilder und Filme laufen die mit mir zu tun hatten, doch ich schenkte dem nicht gross Beachtung und «ging» einfach weiter immer nur auf das Licht zu. Es war so schön und mit irdischen Worten kaum zu beschreiben.

Hast du Verstorbene gesehen oder etwas anderes? 

Ja meine Grossmutter väterlicherseits war da. Sie stand vor einer Art «Himmelstüre», das tönt jetzt etwas kitschig, doch genau so war es. Als ich zu ihr kam, wollte ich unbedingt hinein durch diese Türe, doch sie hielt mich auf und sagte zu mir, dass es noch nicht meine Zeit wäre und ich zurück gehen müsse. Ich erinnere mich noch ganz genau, als wäre es gestern gewesen, was ihre gesagten Worte in mir bewirkten. Ich wollte auf keinen Fall zurück gehen und sagte es ihr auch, doch sie blieb «hart» und sagte mir, dass ich unten auf der Erde noch viel zu erledigen habe und nicht da bleiben kann.

Hast du das körperliche auch wahrgenommen oder deinen Körper gesehen? 

Während ich mich in dieser lichtvollen Welt aufhielt, blendete sich immer wieder kurz eine Sequenz ein, bei der ich mich auf dem OP Tisch liegen sah und daneben der Stuhl mit meinem völlig verzweifelten Mann und unserem Baby im Arm.

Wie war das zurückkommen in den Körper? Wolltest du zurückkommen?  

Nein, ich wollte wie schon oben beschrieben nicht zurückkommen und sträubte mich mit allen Mitteln dagegen. Es war zu schön da wo ich war. Wenn «per Zufall», an den ich sowieso nicht glaube, meine Lieblingshebamme, die an diesem Tag offiziell keinen Dienst hatte, nicht spontan vorbei gekommen wäre, dann weiss ich nicht ob ich noch da wäre.….

Konntest du das zurückkommen steuern? 

Nein, es waren die Worte besagter Hebamme, die mich langsam zurückholten. Sie hatte frei an diesem Tag und wollte spontan nach mir sehen und kam genau zur rechten  Zeit bei mir vorbei, denn sie wusste nichts von alledem. Sie rief meinen Namen mehrmals und ich nahm ihn erst ganz leise und dann immer lauter werdend wahr.

Wie war das Aufwachen im Körper? 

Schrecklich! Ich war mit einem «Rums» wieder da und wusste zuerst nicht wo ich war. Ich hatte grosse Schmerzen, weil sie mich quasi wieder «zusammen geflickt» hatten  und fühlte mich wie von einem Bus überfahren. Eine unbeschreibliche Sehnsucht überkam mich, wieder zurück zu gehen, so wie ich sie danach  nie wieder in dieser Intensität gespürt habe.

Hat dich dieses Erlebnis verändert? 

Oh ja für immer und dass ist auch gut so.

In wie fern hat dich diese Erfahrung verändert?

Nichts hat sich mehr gleich angefühlt wie zuvor. Meine Wertvorstellung hat sich komplett verändert. Dazu gehört auch die Demut vor dem Leben und dem Sterben. Angst vor dem Sterben habe ich seitdem nicht mehr und die Gewissheit, dass es nach diesem Erdenleben in einer anderen Form weitergeht, steht für mich ausser Frage.

Konntest du darüber sprechen? 

Die gesamte Ärztebelegschaft die mir das Leben gerettet hat legten mir nahe unbedingt mit ihnen darüber zu sprechen. Doch ich wollte nichts davon hören und konnte den ganzen «Hype» gar nicht verstehen, schliesslich war ich doch am Leben, mein Kind gesund und alles war gut. Später hat mich das Ganze dann plötzlich eingeholt und ich begann zu recherchieren, Bücher zu lesen und begriff langsam was da wirklich passiert ist.

Wie stehst du heute zum Sterben? 

Einen schöneren Ort als da wo ich war gibt es nicht – aber er muss noch etwas auf mich warten, denn ich habe noch sehr viel vor in diesem Leben!!!